Viele Jahre ist es schon her, dass ich das erste mal auf dem Folk-Festival von Rudolstadt war. Das muss 1996 gewesen sein. Doch diese lange Zeit kann nicht verhindern, dass die Ereignisse von damals in den Abgrund der Vergessenheit sinken. Mein erster Besuch war auch gleichzeitig der Schönste.
Noch in meinem alten Skoda 105 S ging es damals nach Rudolstadt. Ein alter Ghetto-Blaster diente als Radioersatz (nein, damals gabs das noch nicht Standartmäßig) und mit neuem Führerschein genoß man neue Freiheiten.
Die erste Band auf der Bühne beim Schloss kam aus Afrika. Sie mixten Stammesrythmen mit "neumodischen" Instrumenten, und schon bald war das Publikum im Bann der Musik. Überall wippten, tanzten oder stampften die Menschen zu den Klängen der Band. Es war fantastisch.
Doch auch diese Show ging vorüber und es war schon spät in der Nacht. Bald schon machte ein Gerücht die Runde, dass noch im Park eine Band spielen sollte. Also nichts wie hin.
Ich kann mich nicht mehr an den Namen der Band erinnern, aber ich glaube, dass es zwei waren, die zusammen so richtig abgingen. Es war noch besser als das Konzert auf dem Schloss. Die Menschenmenge wuchs zu einer Gemeinschaft zusammen, die selbst nach der dritten Zugabe nicht auseinander brökeln wollte. Niemand ging, auch wenn die Musiker schwörten, es gebe keine Zugabe mehr. Nein, die Masse begann sogar, ein Lied, welches sich besonders eingeprägt hatte, zu summen. Fünf Minuten bis zehn Minuten hielten sie durch, bis erneut der Leadsänger auf die Bühne kam.
"Leute, keine Zugabe mehr!"
Doch umso lauter summte die Menge ihm entgegen. Er lachte, und jeder ahnte es schon ... mit einem Mal sprangen die restlichen Bandmitglieder auf die Bühne, nachdem der Sänger dem Publikum zuschrie:
"Ihr singt das Lied falsch! Es geht nämlich SO!!!!!"
Und die Masse sang mit der Band das Lied noch einmal und aus der vierten Zugabe wurde eine Jam-Session von einer halben Stunde, wo man sich fühlte, als säße man mit tausend Freunden am Lagerfeuer und sang zusammen die Müdigkeit weg. Ich tanzte zum ersten mal wirklich leidenschaftlich mit. Das werde ich nie vergessen.
Warum ich gerade heute daran zurück denke, verdanke ich dem
Talent Arena Blog. Danke.